Hallo Katharina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Golden Orb kurz vor:
Hallo! Mein Name ist Katharina Glowka und ich bin Mitgründerin der Golden Orb UG in Witten. Zusammen mit meiner Kollegin Sonja Hawranke habe ich im Frühjahr 2018 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und seitdem arbeiten wir als 2er-Team an unseren Projekten. Sonja ist unsere Spezialistin im Bereich Programmierung und Text und ich widme mich hauptsächlich der Illustration und Animation. Alles weitere teilen wir unter uns auf.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Golden Orb ist ein kreatives Indie-Spiele-Studio in dem wir fantasievolle, auf überlieferten Geschichten basierende Videospiele für Popkulturliebhaber und Freizeitnerds entwickeln.
Welches Problem wollt Ihr mit Golden Orb lösen ?
Mit unseren Neuinterpretationen alter Geschichten und Märchen überdenken wir nicht nur die ursprünglichen Ansichten der traditionellen Erzählungen, sondern beleuchten auch aktuelle gesellschaftliche Themen. Dabei möchten wir auf humorvollem Weg zum gesellschaftskritischen Nachdenken anregen.
Wie ist die Idee zu Golden Orb entstanden ?
Sonja und ich haben beide knapp 10 Jahre bei einem Spielestudio in Köln gearbeitet. Dabei haben wir gemeinschaftlich viele Projekte initiiert und geleitet und haben dabei festgestellt, dass sich unser Talent und unser Fachwissen nicht nur perfekt ergänzt, sondern wir auch noch sehr gut zusammen arbeiten können. Irgendwann kam der Punkt (über ein paar private Umwege), an dem wir beschlossen haben zu zweit mit mehr Selbstbestimmung unsere eigenen Projekte angehen zu wollen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Golden Orb erklären ?
Golden Orb entwickelt an Erwachsene gerichtete digitale Neuerzählungen von Märchen und hinterfragt dabei gesellschaftliche Konventionen, wobei der Kern der Geschichte erhalten bleibt.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Ursprünglich wollten wir Märchen für Kinder digital aufarbeiten und deren Werte und Ansichten entsprechend unserer Zeit hinterfragen und umgestalten. Dabei wollten wir ein sicheres Umfeld für Kinder bieten, in dem sie völlig werbefrei und ohne die Aufforderung weitere Käufe im Spiel zu tätigen, ihre ersten digitalen Schritte machen können. Unser erstes Projekt „Aschenputtel – Ein Interaktives Märchen“ war der Versuch diesen Plan umzusetzen. Leider mussten wir feststellen, dass der Markt für Kinderapps maßlos überschwemmt ist und zudem Premium-Modelle in den App-Stores keinen großen Absatz finden. Daher haben wir die Plattform und die Zielgruppe gewechselt und entwickeln nun Spiele für Erwachsene für PC und Nintendo Switch. Dabei sind wir unserem ursprünglichen Gedanken jedoch treu geblieben.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Geschäftsmodell ist ganz einfach: Wir vertreiben unsere Spiele auf digitalen Plattformen für einen Festpreis. Das Spiel kann dann heruntergeladen und beliebig oft und lang gespielt werden.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
So richtig schief gegangen ist eigentlich nichts. Wir hatten bei unserem ersten Spiel allerdings viel bessere Verkaufszahlen errechnet, die nicht erreicht wurden. Zumindest nicht in der gewünschten Zeit. Doch das Rückgrat hat es uns nicht gebrochen. Wir wussten, dass wir auch enttäuscht werden könnten.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Wir haben uns angeschaut, woran das Problem liegen könnte und haben an diversen Stellschrauben gedreht. Zuerst haben wir die Plattform gewechselt und schnell gemerkt, dass unser Produkt auf der Konsole viel besser verkauft wurde. Nun entwickeln wir unser nächstes Produkt direkt für diese Plattform und haben zudem noch die Zielgruppe gewechselt.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
In unserem ersten Gründungsjahr haben wir alles mitgenommen, was irgendwie ging. Wir haben uns für jedes mögliche Stipendium, jeden Workshop, jede Messe und Ausstellung, jedes Networking-Event und jeden Preis beworben, der irgendwie für uns in Frage kam. Das hat uns zwar körperlich und mental extrem geschlaucht, war aber nachhaltig erfolgreich. Wir haben sowohl das Stipendium des Mediengründerzentrum NRW als auch das neue Gründerstipendium erhalten. Wir haben enorm viele Kontakte aufgebaut, wurden zum Ende des Jahres noch mit dem Ubisoft Blue Byte Newcomer Award des Deutschen Entwicklerpreises ausgezeichnet und erhielten dadurch ein Accelerator-Programm der Spielfabrique sowie einen Stand auf der Indie Booth Arena auf der Gamescom.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Zu Beginn haben wir einen Existenzgründerkredit der KFW aufgenommen. Damit haben wir unser erstes Projekt finanziert. Beim zweiten Projekt haben wir eine Förderung der Film- und Medienstiftung NRW erhalten. Neben den Stipendien, die etwas Geld einbrachten, und Auftragsarbeiten generiert unser erstes Spiel natürlich Umsatz. Im Frühjahr 2021 erscheint unser neues Spiel „Siebenstreich’s Nerdventure“. Wir wünschen uns damit natürlich einen stabileren Geldfluss durch Verkaufseinnahmen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Unser primäres Ziel ist unser aktuelles Spiel im Frühjahr erfolgreich zu veröffentlichen und zu vermarkten. Da wir das Spiel selbst vertreiben und nur zu zweit sind, wird dies ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Sobald es uns möglich ist, werden wir die Konzeptionsphase eines neuen Spiels beginnen, denn wenn alles gut geht, soll aus unserem Spiel eine Reihe unabhängiger Spiele werden.
Vielen Dank für das Interview.
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